Der Grenzstein am Dreiländerpunkt

Im Rahmen der Euregionale 2008 besteht das Projekt Grenzrouten. Am 26. Juni 2009 wurde aus diesem Anlass am Dreiländerpunkt der alte Grenzstein neu eingeweiht.

 

Der Grenzstein am Dreiländerpunkt

 

Manuskript RadioFeature:

Atmo Vogelgezwitscher/Naturgeräusche aufblenden. Freistehen lassen. Unterlegen.
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Sprecher 41''
Wandern als Freizeitgestaltung erlebt einen Aufschwung und Wanderstrecken gibt es viele. Eine dieser Strecken heisst 'Grenzrouten'. Länge hundertzwanzig Kilometer durch Belgien, Deutschland, Niederlande. Entlang der alten Grenzen von Orsbach im Norden bis Raeren im Süden. Mit viel Natur und Grenz-Geschichten am Rande und über die Bewohner dieser Regionen. Und es gibt auch ein Drehkreuz für alle Grenzrouten: Der Grenzstein am Dreilländerpunkt. Während der Einweihung dieses Steins wird eine grosse Schautafel enthüllt. Die Routen haben jetzt einheitliche Wegweiser und zwar in französisch, niederländisch, deutsch.
Wie geht das. Ein Europa ohne Grenzen und trotzdem Grenzwege und ein Grenzstein. Mathieu Grosch, Bürgermeister von Kelmis, Belgien.

O-Ton: Mathieu Grosch 19''
Ich glaube wir haben eine Verpflichtung, nicht nur für die Geschichte dieser Gegend aber auch der jüngeren Generation gegenüber zu sagen – Europa ist nicht nur eine Theorie. Europa ist etwas, was uns im Alltag wirklich etwas ganz Konkretes gebracht hat. Und das kann man nur, indem man es ihnen zeigt. Die schlimmsten Grenzen sind ja nicht da, wo Steine stehen. Die schlimmsten Grenzen sind ja in den Köpfen der Leute.

Sprecher 8''
Menschen, die an den Grenzen leben, haben viele Verbindungen über diese Grenzen hinweg. Jan Lux, Beigeordneter für Arbeit und Ökonomie aus Vaals.

O-Ton: Jan Lux 13''
Meine Vorfahren kommen aus Raeren. Das ist an der belgischen Grenze. Die haben deutsch gesprochen. Meine Mutter ist Deutsche. Mein Vater ist Holländer. Ich habe einen Namen, der kommt auch viel vor in Raeren, und in Kelmis. Da kennen sie auch Leute, die Lux heissen. Es ist nicht so abwegig, dass wir Grenzen kennen.

Sprecher 10''
Die Grenzrouten erzählen auch die Geschichten der Feindschaft und des Hasses zwischen den Menschen diesseits und jenseits der Grenze. Gisela Nacken, Planungs- und Umweltdezernentin aus Aachen.

O-Ton: Gisela Nacken 34''
An diesen Grenzen sind ganz heftige Kriege geführt worden. Viele Menschen sind gestorben. Und ich find' das ganz wichtig, dass man sowas mit so einem Stein auch noch einmal dokumentiert. Das man sich erinnert. Das man die Geschichten erlebt. Meine Kinder kennen die Grenzen nicht mehr. Aber ich finde wichtig, dass sie wissen, was das für ein Luxus ist den sie haben. Wie wertvoll Europa für uns ist. Und das man das genau hier in dieser Region erleben kann. Und darum finde ich es gut zu sagen: wir haben den Grenzstein; wir weihen den noch einmal ein. Aber wir machen gleichzeitig mit diesen Bänken, mit denen man spielerisch von dem einen in das andere Land rutschen kann deutlich, wie einfach Europa geworden ist.

Sprecher 28''
Die GrenzRouten haben Themenschwerpunkte. Zum Beispiel die Geschichte des Zwergstaates Neutral-Moresnet, des Galmeibergbaus oder des alten Landgrabens, der einst das Aachener Reich markierte. Und es gibt Verbindungen zum Jakobsweg, der Göhltalroute und dem Eifelsteig. Hinzu kommen Naturerlebnispfad, Museumsangebote, Wandercafés. Die touristische und wirtschaftliche Erschliessung der Euregio spielt eine wichtige Rolle. Henk Vos, Geschäftsführer der Euregionale 2008.

O-Ton: Henk Vos 17''
Über die Grenzen hinweg sind wir ein grosser europäischer Raum. Wenn man das im internationalen Konzext sieht, dann muss es jedem klar sein: Alleine kann er diese Konkurrenz nicht bestehen. Wir müssen uns gemeinsam und international damit aufstellen. Dann gehören auch qualitativ gute Angebote dazu.

Sprecher 6''
Also das Präsentieren einer europäischen Gesamtregion. Damit verfallen die nationalen Grenzen. Aber …

O-Ton: Henk Vos 13''
… es ist wichtig für unsere Identität, für unser Heimatgefühl, dass wir immer die Wurzeln auch dabei haben. Das find' ich gut, dass man das auch hier schafft. Das wir nicht nur unterschiedlich sind, aber miteinander unterwegs sind.

Sprecher 7''
Vom Dreiländerpunkt aus führen auch Routen durch die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgien. Die bemüht sich um aktive Mitgestaltung des Euregioprojekts. Mathieu Grosch, Bürgermeister von Kelmis.

O-Ton: Mathieu Grosch 12''
Die eindeutige wirtschaftiche, geschichtliche und auch andere Zukunft unserer Gemeinschaft wird in diesem Euregiorahmen sein. In diesem nördlichen Raum werden wir eindeutig Landschaft und Geschichte auch als touristisches Angebot machen.

Sprecher 3''
Der Grenzstein ist auch ein Erinnerungspunkt für die hier lebenden Menschen.

O-Ton: Mathieu Grosch 16''
Viele, die hier leben, entdecken Sachen, die sie vielleicht selbst garnicht mehr empfunden haben in den letzten zehn Jahren. Hier ist nichts Künstliches aufgebaut. Hier ist das Bestandene genutzt worden. Der Deutsche, der Belgier und der Niederländer, der das hier entdeckt, der kann sich auch hier sehr gut zu Hause fühlen, wo er lebt.

Atmo Vogelgezwitscher/Naturgeräusche Aufblenden. Freistehen lassen. Unterlegen. Nach SprecherTon abblenden.

Sprecher 18''
Der alte Grenzstein am Dreiländerpunkt. Nur ein Schritt bis in die Niederlande, nach Belgien oder Deutschland. Endlich. Ohne Kontrollen. Einen alten Grenzstein neu einweihen – damit ehemalige Grenzen in Erinnerung bleiben. Und über Grenzrouten überwunden werden können.

Weiterführende Information: 

Grenzrouten

Links abgerufen Juli 2009

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